Generationenübergreifendes Weiterbauen und Verdichten im spannungsvollen Dialog zum historischen Ensemble
Wermatswil ist eine Aussenwacht von Uster mit 1200 Einwohner. Die Bebauungsstruktur im Kern besteht aus Bauernhäusern, welche streuartig an die Strassen gesetzt sind. Gleich hinter einem aus dem 17. Jahrhundert überkommunal geschütztem Bauernhaus nimmt das neue langgezogene «Stöckli» die Position des ehemaligen Schweinestalls ein. Die Grundidee für den Ersatzneubau entsteht aus der Interpretation, der für das Zürcher Oberland typischen Vielzweckbauernhäuser, welche verschiedene Nutzungseinheiten wie Stall, Tenne und Wohnen aneinanderreihen. Der zeitgemässe Holzelementbau schichtet die Nutzungen neu horizontal und bildet mit dem Gujer-Haus zusammen ein Ensemble. Der chaussierte Vorplatz, die mit Trockenmauern gestalteten kleine Terrassen-Versprünge, die ums Haus fliessenden Schotterwiesen sind für das Ensemble prägnante Elemente, welche subtil weitergeführt wurden. Der hofseitige überdachte Aussenraum dient dabei als vielseitig nutzbarer generationenübergreifender Begegnungsort.
Auf dem gestockten Betonsockel, welcher der Topografie folgt, steht die geschossweise gegliederte Holzfassade aus sägeroher naturbelassener Lärche mit nutzungsgebundenen Öffnungen. Der Alterungsprozess führt dazu, dass sich der Ersatzbau auf natürliche Weise und würdevoll in dem Bestand eingliedert. Im Erdgeschoss ist die Fassade mehrheitlich geschlossen. Zwei große Holzschiebetore verweisen auf die Tenne und erzeugen, je nach ausgeübter Tätigkeit der Bewohner und Besucher einen offenen oder geschlossenen Charakter. Die übrigen Geschosse spielen mit unterschiedlich geöffneten Schalungen und erzeugen einen subtilen Filter, welcher sich gegen oben öffnet.
Ausgehend von den halböffentlichen Nutzungen im Erdgeschoss, wird der Grad der Privatsphäre zum Dachgeschoss hin kontinuierlich gesteigert. Die Öffnungen der Obergeschosse treten als schlicht gesetzte Brüstungsfenster in Erscheinung. Schlüsselelement ist das repräsentative Fensterband mit Eicheneinfassung, welches über Eck läuft und die typische Fensterreihungen von Holzbauten interpretiert. Die zweigeschossige Laube erlaubt demgegenüber spannungsvolle Sichtbezüge zwischen den Räumen sowie Geschossen und lässt den Blick, wie in einem Heuboden, bis unter die Ziegel gleiten.